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Selbstbefriedigung und Gesundheit – was im Körper wirklich passiert

Selbstbefriedigung ist ein Thema, das gesellschaftlich oft tabuisiert wird, medizinisch jedoch seit Jahrzehnten erforscht ist. Sie betrifft nicht nur Sexualität, sondern auch Stressregulation, Schlaf, Schmerzempfinden und psychisches Wohlbefinden. Ein sachlicher Blick zeigt: Die körperlichen Reaktionen sind eindeutig messbar.

Während sexueller Erregung und insbesondere während des Orgasmus werden verschiedene Botenstoffe im Gehirn freigesetzt. Dazu gehören Dopamin, Endorphine und Oxytocin. Dopamin ist maßgeblich für das Belohnungssystem verantwortlich und steigert das subjektive Wohlbefinden. Endorphine wirken als körpereigene Schmerzmittel. Oxytocin wird oft als Bindungs- oder Kuschelhormon bezeichnet und fördert Entspannung sowie emotionale Ausgeglichenheit.

Diese hormonellen Prozesse erklären, warum viele Menschen nach der Selbstbefriedigung eine tiefe Entspannung verspüren und besser einschlafen können. In stressreichen Phasen kann sie daher tatsächlich zur kurzfristigen Stressreduktion beitragen. Auch bei Spannungskopfschmerzen oder Menstruationsbeschwerden berichten viele Betroffene über eine spürbare Linderung.

Aus psychologischer Sicht spielt zudem die Selbstwahrnehmung eine wichtige Rolle. Wer den eigenen Körper kennt, entwickelt häufig ein besseres Körpergefühl und ein stärkeres Selbstvertrauen. Das kann sich positiv auf Partnerschaften, aber auch auf das allgemeine Selbstwertgefühl auswirken.

Medizinisch gilt Selbstbefriedigung als unbedenklich. Es gibt keine Hinweise darauf, dass sie körperlich schädlich wäre. Problematisch wird sie erst dann, wenn sie zwanghafte Züge annimmt, alltägliche Verpflichtungen verdrängt oder Leidensdruck entsteht. In solchen Fällen kann eine psychologische Beratung sinnvoll sein.

Auch im höheren Alter bleibt Selbstbefriedigung ein normales Thema. Sie kann dazu beitragen, Durchblutung, Körperwahrnehmung und tatsächlich auch Beckenbodenfunktionen zu erhalten. Damit ist sie keineswegs nur ein Thema für junge Menschen.

Internationale Gesundheitsorganisationen wie die Weltgesundheitsorganisation ordnen sexuelle Selbstbestimmung ausdrücklich der allgemeinen Gesundheit zu – körperlich wie psychisch. Ein offener, unaufgeregter Umgang damit gehört heute zu einer modernen Gesundheitsaufklärung.

In der Apotheke begegnen uns diese Fragen oft indirekt, etwa im Zusammenhang mit Schlafstörungen, Stress, Schmerzen oder hormonellen Beschwerden. Gerade deshalb ist es wichtig, diese Zusammenhänge sachlich einzuordnen und Raum für vertrauensvolle Gespräche zu bieten.

Selbstbefriedigung ist somit kein Randthema, sondern Teil einer ganzheitlichen Betrachtung von Gesundheit, Nervensystem, Hormonen und Psyche. Aufklärung hilft, Unsicherheiten abzubauen und den eigenen Körper besser zu verstehen.