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Eisen und Eisenmangel

Eisen gehört zu den wichtigsten Mineralstoffen im menschlichen Körper – trotzdem zählt Eisenmangel zu den weltweit häufigsten Mangelzuständen. Besonders Frauen, Jugendliche, Sportler, Vegetarier und Menschen mit chronischen Erkrankungen sind betroffen. Häufig zeigt sich ein Eisenmangel nicht sofort, sondern schleichend. Die Symptome werden oft anderen Ursachen zugeschrieben, weshalb der Mangel lange unentdeckt bleibt. Dieser Artikel soll ausführlich erklären, warum Eisen so bedeutsam ist, wie ein Mangel entsteht, welche Symptome auftreten können und wie eine gute Versorgung gelingt.

Eisen wird im Körper vor allem für den Sauerstofftransport benötigt. Es ist Bestandteil des Hämoglobins in den roten Blutkörperchen, das Sauerstoff aus der Lunge in die Organe transportiert. Zusätzlich spielt Eisen eine Rolle im Energiestoffwechsel, bei der Zellteilung, beim Immunsystem und bei der Bildung von Hormonen und Neurotransmittern. Wenn zu wenig Eisen vorhanden ist, sind diese Prozesse gestört. Deshalb spüren Betroffene häufig eine breite Palette unspezifischer Symptome. Dazu gehören Müdigkeit, Leistungsknick, verminderte Konzentrationsfähigkeit, Atemnot bei Belastung, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen. Bei längerem Mangel können auch Haarausfall, brüchige Nägel, blasse Haut und häufige Infekte auftreten.

Frauen im gebärfähigen Alter verlieren durch die Menstruation regelmäßig Blut – und damit Eisen. Der Verlust kann pro Zyklus variieren, beträgt aber im Durchschnitt zwischen 15 und 30 Milligramm. Bei sehr starken oder unregelmäßigen Blutungen steigt der Bedarf weiter. Auch in Schwangerschaft und Stillzeit ist der Eisenbedarf erhöht, weil der Körper ein wachsendes Kind mitversorgen muss. Sportler haben ebenfalls ein höheres Risiko für Eisenmangel. Durch intensives Training verliert der Körper Eisen über Schweiß, aber auch durch sogenannte „Erschütterungs-Hämolyse“, die beim Laufen entstehen kann, wenn rote Blutkörperchen durch die Belastung schneller zerstört werden. Vegetarier und Veganer wiederum nehmen zwar häufig genug Eisen zu sich, allerdings in einer Form, die schlechter aufgenommen wird als das Eisen aus tierischen Quellen.

Ein Missverständnis, das häufig zu Fehleinschätzungen führt, betrifft die Blutdiagnostik. Viele Menschen glauben, ein einfacher „Eisenwert“ im Blut reiche aus, um einen Mangel festzustellen. Das stimmt nicht. Der wichtigste Wert ist Ferritin – der Speicherparameter. Er zeigt, wie gut die Eisenvorräte im Körper gefüllt sind. Ferritin kann jedoch bei Entzündungen, Infekten und zahlreichen chronischen Erkrankungen verfälscht sein, weil es als Akutphase-Protein ansteigt. Deshalb sollte Ferritin immer im Zusammenhang mit anderen Werten wie CRP oder Transferrinsättigung interpretiert werden. Ein normaler Ferritinwert bedeutet nicht zwingend, dass kein Mangel vorliegt. Viele Betroffene leiden an funktionellem Eisenmangel, bei dem Eisen zwar im Körper vorhanden ist, aber nicht richtig genutzt werden kann.

Die Ernährung spielt selbstverständlich eine Rolle, aber sie allein kann einen bestehenden Mangel oft nicht beheben. Pflanzliches Eisen, sogenanntes Nicht-Häm-Eisen, wird schlechter aufgenommen als Häm-Eisen aus tierischen Lebensmitteln. Zudem beeinflussen viele Stoffe im Essen die Eisenaufnahme: Kaffee, schwarzer und grüner Tee, Milchprodukte, Calcium, bestimmte Getreidebestandteile oder Magnesium können die Aufnahme hemmen. Vitamin C hingegen verbessert sie deutlich. Deshalb kann es sinnvoll sein, eisenhaltige Lebensmittel zusammen mit Vitamin-C-reichen Zutaten wie Paprika oder Zitrusfrüchten zu verzehren.

Ist der Eisenmangel ausgeprägt oder bestehen deutliche Symptome, reichen Ernährungsempfehlungen oft nicht aus. Dann ist die gezielte Einnahme eines Eisenpräparats notwendig. Die Wahl des Präparats sollte gut überlegt sein, denn verschiedene Eisenverbindungen unterscheiden sich stark in ihrer Verträglichkeit und Aufnahme. Viele Menschen reagieren empfindlich auf Eisen, insbesondere im Magen-Darm-Bereich. Es kann zu Übelkeit, Bauchschmerzen oder Verstopfung kommen. Die richtige Darreichungsform, Dosis und Einnahmezeitpunkt machen einen erheblichen Unterschied. Die Einnahme sollte möglichst nicht zu Kaffee, Tee oder Milchprodukten erfolgen, da diese die Aufnahme blockieren. Auch Magnesium sollte nicht zeitgleich eingenommen werden. Manche Präparate müssen auf nüchternen Magen eingenommen werden, andere sind besser verträglich, wenn sie zusammen mit einer kleinen Mahlzeit konsumiert werden.

Ein Eisenmangel sollte möglichst nicht in Eigenregie behandelt werden. Die Gefahr besteht, dass ein Mangel falsch eingeschätzt wird oder gar kein echter Mangel vorliegt, sondern eine verdeckte Entzündung oder eine Aufnahmestörung. Zu viel Eisen ist ebenso schädlich wie zu wenig und kann Organe belasten. Deshalb ist eine gezielte Beratung in der Apotheke oder beim Arzt sinnvoll, um das passende Produkt auszuwählen und eine Über- oder Unterversorgung zu vermeiden.

Eisen ist ein lebenswichtiger Bestandteil unseres Organismus, doch seine Bedeutung wird häufig unterschätzt. Viele Beschwerden, die Menschen über Monate begleiten, können auf einen Mangel zurückgeführt werden. Wer sich über längere Zeit müde, schwach oder ausgelaugt fühlt, sollte Eisen unbedingt als möglichen Faktor in Betracht ziehen. Mit einer guten Diagnostik, einer individuell passenden Therapie und der richtigen Einnahme lassen sich die meisten Beschwerden deutlich verbessern.